Machtkampf
Machtkampf
Im Tischtennis herrschen auf Funktionärsebene weiterhin stürmische Zeiten. Nach der Neuordnung der Bezirke und Kreise im Bereich des Westdeutschen Tischtennis Verbandes (WTTV) arbeiten auch die deutschen Verbände eine Ebene höher an ihren Strukturen. Nach einem Beschluss der DTTB-Hauptversammlung vom November 2008 war ab der Saison 2010/11 eine Änderung des Spielbetriebs der Regional- und Oberliga geplant, die unter die Hoheit des Deutschen Tischtennis Bundes (DTTB) hätte fallen sollen. Ziel ist, mittelfristig eine Organisationsebene innerhalb des DTTB entfallen zu lassen, um schlanker und günstiger aufgestellt zu sein.
Dieser Plan wurde jedoch vom Tischtennis-Bundesgericht am 18. Februar gekippt. Geklagt hatten der norddeutsche und südwestdeutsche Verband. Schon als der Beschluss im November gefällt wurde, war es zu tumultartigen Szenen gekommen. Grund dafür ist die Entmachtung einer ganzen Organisationsebene, aber auch die umstrittene Verkleinerung der Ligen.
Michael Keil, Geschäftsführer des Westdeutschen Tischtennisverbands, glaubt nicht, dass in der Sache das letzte Wort schon gesprochen ist. ”Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Drei-Viertel-Mehrheit, die im November für die Änderung stimmte, nun einfach die Flinte ins Korn wirft. Da wird es auf den nächsten Sitzungen vermutlich Satzungsänderungen geben, die die Reform dann doch noch möglich machen.”
Den WTTV beträfe die Neuordnung ohnehin nicht direkt, „weil der Westdeutsche Tischtennisverband sowohl Regional- als auch Landesverband ist”, erklärt Keil. Sportlich würde sich allerdings schon einiges ändern. In den drei Oberligen würden zwar weiterhin ausschließlich Klubs aus dem westdeutschen Verwaltungsbereich spielen, allerdings wären die Gruppen im Männerbereich kleiner, nur noch zehn statt zwölf Mannschaften wären 2011 dabei. Damit käme es in der ersten Saison unter DTTB-Verwaltung zu vermehrten Abstiegen. Bis zu sechs WTTV-Teams könnten aus der Regionalliga absteigen, bis zu 18 die drei Oberligen verlassen.
Eine spürbare Veränderung, zumal zugleich die Chancen für Vizemeister der darunter angesiedelten Spielklassen nachträglich aufzusteigen sinken würden. Unter Umständen müssten die Viertletzten der Verbands- und Landesligen auch damit rechnen, dass vorsorglich Relegationsspiele ausgetragen werden, falls ein vermehrter Abstieg nötig werden sollte.
Viele kleine Vereine stehen der Umstrukturierung deshalb skeptisch und ablehnend gegenüber. Hans-Günter Hiller, 1. Vorsitzender vom Post SV Castrop, hält es für möglich, dass im Zuge der Reform auch die kleinen Ligen mittelfristig auf zehn Mannschaften verkleinert werden. „Über Sinn und Zweck kann man streiten, da gibt es verschiedene Perspektiven”, drückt es Hiller diplomatisch aus. Christoph Pauly vom Landesligisten DJK Roland Rauxel begrüßt hingegen das Urteil des Sportgerichts und kritisiert die vorerst abgeschmetterte Neugliederung mit deutlichen Worten. „Für die unteren Ligen wäre die Reform furchtbar. Wenn Regional- und Oberligen verkleinert werden, rutschen die ganzen Absteiger in die unteren Ligen und dann bricht Chaos aus. Wer sich da halten will, muss kräftig investieren, und das ist für die kleineren Vereine kaum zu stemmen. Die Jugendarbeit würde da auf der Strecke bleiben.” Das sieht Michael Keil anders: „Die Sorgen von Landesligisten kann ich absolut nicht teilen. Die würden davon kaum etwas merken.” Hier gehen die Meinungen offenbar weit auseinander.